Wir sind uns alle ähnlicher, als wir denken.
Gregor Mahringer über seinen Film „Mountain Bike Out of The Box – IRAN“
Mountainbiken und der Iran sind auf den ersten Blick zwei Dinge, die gar nicht zusammenpassen. Gregor Mahringer und Julius Steinbacher zeigen in ihrem Film jedoch etwas anderes. Sie begleiteten den jungen Iranischen Downhill-Meister Hossein Zanjanian und seine Freunde auf einem Road-Trip zu den besten Bike-Locations im Nordiran. Der Film ist der erste in einer Doku-Reihe, die das Mountainbiken in ähnlich fremden Ländern vorstellt.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, im Iran nach Mountainbikern und Downhillern zu suchen?
Wir wollten den Mountainbike-Sport aus einer anderen Perspektive zeigen, über den Tellerrand blicken. Die meisten Mountainbike-Medien konzentrieren sich auf Europa und die USA. Deshalb wollten wir etwas in Asien machen. Auf die Idee im Iran zu drehen hat uns Hossein Zanjanians Facebook-Seite gebracht. Offiziell ist Facebook im Iran gesperrt, aber die Iraner sind in allen Belangen Meister der Improvisation. Wir haben Kontakt aufgenommen und ein paar Wochen später sind wir hingeflogen.
Was wollt ihr mit dem Film zeigen?
Wie wohl die meisten von uns kannten wir den Iran bis dato nur als Land, in dem die Mullahs herrschen und das auf der Achse des Bösen liegt. Und dieses Bild unterstützen auch fast alle medialen Inhalte, die wir im Westen zu sehen bekommen.
Überall trifft man auf einen politisch-religiösen Hintergrund. Bei unserem Film haben wir diese Fragen ganz bewusst ausgeklammert, denn beim Mountainbiken macht sich ein Iraner genauso wenig Gedanken über Politik und Religion wie ein Deutscher, Österreicher oder Amerikaner.
Wir sind uns alle sehr viel ähnlicher, als wir denken, und wenn unser Film das auf unterhaltsame Weise vermitteln kann, dann haben wir unser Ziel erreicht.
Wie habt ihr den Dreh empfunden?
Der Dreh war für uns ein großes Abenteuer. Unser erstes großes eigenes Projekt. Die Infos im Netz über die Willkür iranischer Behörden haben uns anfangs ziemlich nervös gemacht. Aber vor Ort hatten wir nicht die geringsten Probleme.
War es leicht in den Iran zu reisen und habt ihr euch dort wohl gefühlt?
Wir sind mit unauffälligem Equipment gereist. Zwei Spiegelreflexkameras, ein Stativ und zwei GoPro Actionkameras, das war‘s. Touristen Visa haben wir über ein persisches Reisebüro ohne Probleme bekommen. Im Iran wird es Touristen nicht schwer gemacht sich wohl zu fühlen. Überall, wo wir hinkamen, wurden wir herzlichst aufgenommen. Das Essen ist großartig und die gehobenen Unterkünfte können mit westlichen Standards mithalten.
Wie würdest du die aktuelle kulturelle und soziale Situation im Iran beschreiben, mit Blick auf die Jugend?
Die Situation für Jugendliche im Iran ist nicht einfach. Hohe Arbeitslosigkeit, Währungsprobleme, Sanktionen, Drogenprobleme, die Reisebeschränkungen in den Westen – all das macht ihnen zu schaffen. Auch das kulturelle Angebot hält sich in Grenzen. Kinos und Theater sind verboten. Konzerte gibt es nur mit traditioneller Musik. Filme und Musik werden dann eben zu Hause genossen. Auf der anderen Seite haben die iranischen Jugendlichen aber auch viele Freiheiten. Einfach mit dem Auto in die Berge fahren, Trails bauen und biken wo man will – bei uns unvorstellbar.
Welche Stellung hat Sport allgemein dort?
Das Mullah-Regime sieht es gerne, wenn Jugendliche Sport treiben. So kommen sie nicht auf falsche Gedanken. In Teheran gibt es beispielsweise den größten Skatepark im mittleren Osten, finanziert von der staatlichen Bank. Auch Frauen treffen sich dort zum Roller-Skaten und bei unseren Touren haben wir immer wieder Frauen auf dem Mountainbike getroffen.
Gregor Mahringer und Julius Steinbacher zeigen den Film „Mountain Bike Out of The Box – IRAN“ am Freitag, den 28.8. beim Filmfest St. Anton.